Fortleben nach dem Tod

  • Betrachtung zu einem Fortleben nach dem Tod


    Ob Besessenheit, mediumistische Durchsagen von Verstorbenen, Geistersehen oder jene Phänomene, die C. G. Jung unter dem Begriff ‚Synchronizität[1]‘ zusammenfasste (Der Tod eines nahen Angehörigen löst ein Ereignis in meiner Umgebung aus – Sehen eines Raben, zeigen, dass unzählige Berichte, über die Jahrhunderte verteilt, von seltsamen Begebenheiten sprechen, die ein Leben nach dem Tod, wie Raymond Moody[2] es umschrieb, als wahrscheinlich erscheinen lassen. Nach Jean Paul (1763-1825) erreicht der Mensch seine Vollendung erst nach dem Tode in einer höheren Wirklichkeit.


    Wie sehen die Belege für ein Weiterleben, ein Jenseits des Diesseits aus?


    Die dokumentierten Fallbeispiele reichen bis weit in die Antike zurück. So will ich in dieser Abhandlung einige Berichte zitieren, die exemplarisch für die jeweilige Kontaktaufnahme von Verstorbenen mit Lebenden oder die Wahrnehmung von körperlosen Wesenheiten stehen. Meine gegenwärtigen Schlussfolgerungen, die ich unter anderem aus Fallbeispielen wie den hier geschilderten gezogen habe, sollen im zweiten Teil erörtert werden.


    Die Frage ist, wo beginnen? Die Anzahl der Fallgeschichten füllt inzwischen ganze Bibliotheken und täglich kommen weitere hinzu. Gleichermaßen ist die Art der Wahrnehmung, des Kontaktes der von den hier bereits besprochenen, über das Sehen von Geistern und den Erinnerungen von Kindern an frühere Leben bis zu Gesprächen mit eigenen Angehörigen und die in der Rückführung erlebten Szenen an frühere Leben. Die Fallbeispiele unterscheiden sich auch hinsichtlich des kulturellen Hintergrundes der Betroffenen, anders formuliert: nach ihrem persönlichen Glauben. Die Erfahrungen beweisen jedoch, dass selbst Skeptiker (Atheisten) aufgrund eigenen Erlebens zumindest zu einem neuen Nachdenken über ein Sein nach dem Tode angeregt werden und nicht selten zu einer Form des Glaubens finden, die diese Möglichkeit eröffnet.


    Exkurs


    Drei Fallgeschichten


    Dr. Mattiesen[3] legt in dem Kapitel „Austritt des Ich mit Wahrnehmung des eigenen Leibes“ in dem Werk (37, Bd. II, S. 296 f) 60 Fälle dieser Art vor. Der erste Fall betrifft einen reformierten Geistlichen L. J. Bertrand und ist den Proceedings of the Society for Psychical Research, Vol. VIII, S. 194 entnommen. Es heißt:


    „Bertrand hatte sich während einer Bergbesteigung von seinen Gefährten getrennt und am Rande eines Abhanges niedergelassen, als er sich von einer Lähmung ergriffen fühlte, die ihn sogar daran hinderte, ein Streichholz fortzuwerfen, mit dem er sich eine Zigarre hatte anzünden wollen und das ihm bereits die Finger verbrannte. Er hielt den Anfall für hereinbrechenden ‚Schneeschlaf‘, beobachtete das allmähliche Absterben der Füße und Hände, dann der Knie und Ellbogen, des Rumpfes und Kopfes und schließlich das ‚Ausgehen‘ des Lebens.


    Er hielt sich für tot und hatte das Bewusstsein, als eine Art Ballon in der Luft zu schweben. ‚Niederblickend, war ich erstaunt, meine eigene totenblasse sterbliche Hülle zu erkennen. Seltsam, sagte ich zu mir selbst, dort ist mein Leichnam, in dem ich lebte und den ich als mein Ich bezeichnete, als wenn der Rock der Körper wäre und der Körper die Seele.‘ Er sah die Zigarre in der Hand des Leichnams und stellte sich vor, was die Gefährten sagen würden, wenn sie seinen Körper fänden. Dann nahm er wahr, dass diese einen Weg zum Gipfel wählten, den sie ihm hatten versprechen müssen, nicht zu benutzen, und dass der Führer sich heimlich gewisse Speisevorräte seiner Schutzbefohlenen aneignete. ‚Hallo, sagte ich, dort geht meine Frau nach Lungern, und doch sagte sie mir, sie werde nicht vor morgen abreisen.‘ Er fühlte sich abwärts in den Körper zurückgezogen, geriet in Verwirrung und Chaos, im Gegensatz zu der völligen Klarheit zuvor, und fand, als er zu voller Besinnung kam, dass die Genossen ihn aufgefunden und wiederbelebt hatten. Er hielt ihnen ihren Wortbruch und dem Führer seinen Diebstahl vor, und der Mann, der den Teufel vor sich zu haben glaubte, nahm Reißaus unter Verzicht auf seinen Lohn. Auch was Bertrand bezüglich seiner Frau gesehen, erwies sich als richtig.“


    Ein zweites Beispiel wurde mir von dem Betroffenen selbst erzählt:


    Der Inhaber eines Pflasterbaubetriebes J. W. aus der Nähe von Offenburg, 26 Jahre alt, wurde Mitte 1972 gegen 11 Uhr beim Abfahren von Bauaushub auf der Abladestelle von einer Hornisse in den linken Ringfinger gestochen. Da er allergisch gegen Insektenstiche war, wurde er nach 14 Minuten ohnmächtig. Ein zufällig anwesender Arzt veranlasste nach vergeblichen Versuchen, den Patienten zum Bewusstsein zu bringen, die unverzügliche Überführung in ein Krankenhaus. Hier wurde Herzstillstand festgestellt. Zur Wiederbelebung erfolgten mehrere intrakardiale Injektionen und Stromstöße durch das Herz.


    Bei diesen Manipulationen sah sich der Patient von der Zimmerdecke aus ohne Bewusstsein auf dem Behandlungstisch liegen und hörte die Gespräche der Ärzte. Er hatte dabei den Eindruck, dass sein aus dem materiellen bewusstlosen Körper ausgetretener Astralleib aufrecht auf einem festen nicht näher identifizierbaren Untergrund nahe der Zimmerdecke stand. Er bemerkte ein sehr dünnes blauviolett flimmerndes Band von dem Kopf seines Astralleibes zum bewusstlosen Körper laufen. Es war dünner als ein Finger.


    Auf einmal hatte der Patient das Gefühl, vor zwei Treppen zu stehen. Die eine war sauber, frei und bequem zu begehen. Die andere machte den Eindruck, beschwerlich zu besteigen zu sein. Diese Treppe ging der Patient hinauf. Nachdem er sie zu einem Viertel erstiegen hatte, empfand er eine Stimme, die ihm sagte: „Du musst zurück, du wirst noch nicht gebraucht. Geh wieder zurück!" Der Patient ging wieder zurück und versuchte nochmals, die Treppe zu ersteigen. Wieder wurde er zurückgewiesen und erlangte dann etwa gegen 14 Uhr in seinem materiellen Körper das Bewusstsein zurück, war zunächst aber noch gelähmt, konnte nur hören, später auch sprechen. Erst nach Stunden war er fähig, wieder seine Glieder zu bewegen.


    Der Arzt erzählte ihm später, dass während der Bewusstlosigkeit sein Herz dreimal ausgesetzt habe, einmal 4 Minuten, einmal 6 Minuten und einmal 7 Minuten.


    Ein drittes Beispiel ist einem Buch (32, S. 153) von Dr. Guido Huber (1881-1953) entnommen. Er berichtet innerhalb einer Reihe von Beispielen:


    „In genau gleicher Weise nämlich schilderte mir ein Bekannter, fünf Tage vor seinem Tode, sein Erlebnis. Nur durch Vergleichen gewinnen diese Berichte an überzeugender Kraft. Ich kam an einem Freitag vormittags 11½ Uhr zu ihm und traf ihn in seinem Schlafzimmer im ersten Stock des Hotels an, das ihm gehörte und das er führte, im Schlafrock auf seinem Bett sitzend, in Gegenwart seiner Frau. Er erzählte mir, nachdem er mir berichtet hatte, wie plötzlich die Krankheit über ihn gekommen sei, er habe vor wenigen Tagen eine Ohnmacht gehabt, und in dieser sei ihm eine höchst merkwürdige Wahrnehmung zuteil geworden. Er habe sich nämlich außerhalb seines Körpers befunden, habe diesen wie leblos auf dem Bette liegen sehen und sei nun plötzlich, aller Schmerzen und aller Angst ledig, frei gewesen. Es sei ein unbeschreiblich schönes, beruhigendes Gefühl gewesen, er wäre zu gerne nicht mehr in seinen Körper zurückgekehrt.


    Hier warf ich nun die Frage ein, nach jahrzehntelangen parapsychologischen Studien darauf bedacht, jede Suggestion zu vermeiden: ‚Sahen Sie auch das Band?‘ Bei dem Wort Band sprang mein Bekannter auf, so dass seine Gattin und ich ihn beruhigen mussten. Aufgeregt rief er: ‚Ja, ich sah das Band‘ und ging an den Tisch, zeichnete mit einem Blaustift auf ein Blatt Papier, wie seiner Meinung nach dieses leuchtende Band rechtwinklig abgebogen habe, je weiter er sich von seinem Körper, einem Licht entgegen, entfernte. Er wusste aber an einem bestimmten Punkt, weiter könne er nicht mehr, hier sei die Grenze zwischen Leben und Tod, und er müsse zurück in seinen Körper. In dem leuchtenden Band sei Leben gewesen, ein fortdauerndes Strömen hin und her. Sich selbst aber sah er körperlos, das heißt, er beachtete vielleicht die ätherische Hülle ebenso wenig, wie er es unterlassen hatte, die beiden Punkte zu bestimmen, von denen aus das Band sich erstreckte. Er starb fünf Tage später; aus der zweiten folgenden Ohnmacht kam er nicht mehr zurück.“


    Soweit kommentarlos drei von Emil Matthiesen berichteten Fallgeschichten aus seinem umfangreichen Werk.


    Erinnerungen von Kindern an frühere Leben.


    Ian Stevenson[4] hat sich intensiv mit diesem Thema befasst und dazu vorwiegend Kinder in Indien befragt, einem Land, in dem der Reinkarnationsgedanke eine beherrschende Rolle spielt. Zuerst, so die allgemeine Erfahrung der Eltern, verläuft die Entwicklung der Kinder normal. Erst wenn diese zu sprechen anfangen (im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren), erinnerten sie sich an frühere Leben und begannen in zunehmendem Maße darüber zu berichten. Oft ist ein bestimmter Auslöser für die spontane Erinnerung ausschlaggebend, wie in dem Fall, in dem der Vater seinen Sohn bat, ein Glas Wasser aufzuräumen, das ein Gast auf dem Tisch vergessen hatte. Danach antwortete der Sohn zur Verblüffung der Familie: ‚Ich werde es nicht anfassen. Ich bin ein Sharma[5]. Darauf berichtete er zahllose Details aus seinem früheren Leben, in dem er ein Unternehmen besessen habe etc.


    Bei einem anderen Fall träumte die Mutter zur Zeit ihrer Schwangerschaft von einem Mann, der sie verfolgte und ihr prophezeite, er werde bei ihr und ihrem Mann wohnen. Sie brachte eine gesunde Tochter zur Welt, die im Alter zwischen drei und vier Jahren plötzlich zu weinen anfing, als ein Flugzeug über sie hinwegflog. Darauf angesprochen meinte sie: ‚Ich sehne mich nach Japan‘, und in späteren Schilderungen ergänzte sie, dass sie ein japanischer Soldat gewesen sei, der im Zweiten Weltkrieg mit seinem Flugzeug abgeschossen worden war. Sie lieferte weitere Einzelheiten, die sich teilweise bewahrheiteten.


    Der letzte Fall, von dem ich berichten will, beginnt mit der ungewöhnlichen Angst eines Mädchens, das sich wie wild gebärdete, wenn es gebadet werden sollte. Außerdem entwickelte es bereits als Kleinkind eine starke Phobie vor Bussen und weinte sogar, wenn sie diese nur in einiger Entfernung vorbei fahren sah. Als sie zu sprechen anfing, erzählte sie ihren verblüfften Eltern von ihrem Leben in einem nur zwei Kilometer entfernten Dorf und wie sie ums Leben gekommen war. ‚Ich ging wie jeden Morgen zur Schule. Die Straße war überflutet. Ein Bus bespritzte mich, ich stürzte ins Reisfeld‘. Sie schrie dabei auf, warf die Arme in die Luft und begann hemmungslos zu schluchzen.


    Bevor wir uns im zweiten Teil mit der Beantwortung der Frage beschäftigen, woher all diese Menschen ihr Wissen bezogen, sehen wir uns weitere außergewöhnliche Fallgeschichten an.


    Signale von drüben. Menschen berichten von Kontakten mit Verstorbenen.


    ‚Eines Abends‘, so der Bericht einer jungen Frau, ‚erzählte mir mein Bekannter, der mediale Fähigkeiten besitzt, dass er Besuch von meiner Mutter gehabt habe, die er zu ihren Lebzeiten jedoch nicht persönlich gekannt hatte. Auch ich selbst habe mit ihm bisher nicht über meine Mutter gesprochen. Dennoch konnte ich nicht glauben, was er mir berichtete, ja, noch mehr erstaunt war ich über die Offenheit meiner verstorbenen Mutter, die ein eher introvertierter Mensch war. Jede Einzelheit entsprach der Wahrheit: Sie lebte über fünfzig Jahre in einem Kloster. Weiterhin beschrieb er das Kloster in allen Einzelheiten, sagte mir, wie ich früher hieß, ein Name, den ich selbst noch nie gehört hatte und wusste selbst über die Äbtissin zu berichten, die, wie er sagte, im Alter von siebzig Jahren gestorben sei‘.


    Zahlreiche Menschen besitzen eher ein Gefühl dafür, bereits früher gelebt zu haben und berichten von intensiveren Leben, von denen die sie umgebende Realität nur ein billiger Abklatsch von etwas Schönerem sei. Sie verbinden gewisse Bilder, Musikstücke mit Erinnerungen, die, wie sie zumeist erst im Nachhinein erfahren, in eine andere Epoche gehören. Oft betrifft es auch Häuser, Kirchen und Menschen. Sie führen eine Art Doppelleben, bezeichnen dieses Gefühl als zweites Ich, das sie führt, warnt und berät. Zu dem sogenannten Bauchgefühl später mehr.


    Ein weiterer Bereich der Besessenheit betrifft die Gruppe der Geistheiler[6]: Menschen, die mit Hilfe eines Kontrollgeistes Diagnosen erstellen und Heilpläne verordnen. Der berühmteste, Edgar Cayce, sprach von einer Gruppe von Ärzten, die ihn leite und ihm bei der Diagnose helfe, die sich in zahllosen teilweise aussichtslosen Fällen als richtig herausstellte und zur Heilung des Patienten beigetragen hat.


    In Ländern wie z. B. Brasilien sind Geistheiler weit verbreitet, nicht nur wegen ihres Mangels an ausgebildeten Ärzten, sondern weil der Ahnenkult – Die Verstorbenen leben weiterhin unter ihnen – weit verbreitet ist. Die Heiler fallen in leichte Trance, lassen den Kopf auf die Brust sinken, während ihr Atem zunehmend unregelmäßiger wird. Beobachter glauben oft eine Art Kraftfeld zu spüren, welches sich schnell innerhalb der schmutzigen Hütten ausbreitet.


    ‚Jetzt ist er in mir!“, schreit ein Heiler und lässt sich den ersten Kranken vorführen. Er besieht ihn sich und der in ihn gefahrene Arzt stellt die Diagnose. Oft werden auch Operationen durchgeführt.


    In einigen Fällen werden zudem Geister gesehen, und es gibt Berichte, in denen nahe Angehörige im Sterben liegen oder gerade hinüber gegangen sind und sich bei ihren Familienmitgliedern und guten Freunden verabschieden wollen. Sie erscheinen ihnen entweder als Schemen, das eher dem Gefühl nach identifiziert wird oder in der Gestalt, wie sie zuletzt von den Betroffenen gesehen wurde. Abweichend davon gibt es Sichtungen von Hinterbliebenen, die nur den Kopf des Verstorbenen vor sich sahen oder so intensiv von ihm träumten, dass für sie kein Zweifel an der Bedeutung und der Richtigkeit des Inhaltes des Traumes bestand, zumal er später durch Briefe o. Ä. bestätigt wurde.


    Auch die Aufnahme von Geisterstimmen auf Tonband[7] ist eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme und sie machen, wie die Wissenschaftler, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen, behaupten ‚Unhörbares hörbar‘.


    Zu den Stimmen selbst gibt es nicht viel zu sagen. Sie reichen von einer Person, die sinnlos gestammelte Wörter über den Äther sendet, bis zu theologisch anmutendem Kauderwelsch, über Gruppen von Geistern (Wesensverbänden), die über ihren momentanen Zustand berichten, bis hin zu längeren Durchsagen in denen kaum ein wissenschaftliches Thema ausgespart wird.


    Es gibt mit den Mithörern erregte Diskussionen bis zu Streit. Hin und wieder beklagen sich die Geister über den schlechten Kontakt und sie berichten von ihrem Dasein, vergleichen es mit einem Leben auf einer Insel, wobei ihre Stimmen traurig klingen und eine große Veränderung in ihrem Dasein durchklingen lassen. Andere berichten von Fegefeuern, Foltern geistiger Natur, aber auch von Zuständen äußersten Glücks, welches sich nicht in Worte fassen lasse.


    Das Überleben des Todes verkörpert einen rasant wachsenden Markt, der besonders in der heutigen Zeit, einer Zeit der Verunsicherung, der schnellen Entwicklung, der Vereinsamung, der Defizite unserer gesellschaftlichen Ordnung, unseres Miteinanders zu lindern versucht. Weshalb aber, so fragte ich mich über viele Jahre hinweg, ist es stets der Glaube an ein Jenseits, ein besseres Leben nach dem Tode, in dessen Vorstellung die Menschen ihre Zuversicht begründen, um für ein hartes, ungerechtes, wie immer geartetes Leben im Diesseits im Jenseits belohnt zu werden? Woher rührt der Glaube, der in immer neuen Wandlungen (Verkleidungen) durch sämtliche Zeitalter hindurch wiederkehrt und von der Hoffnung kündet, dass dieses Leben nur eine Durchgangsstation sei, eine Prüfung, ein selbst gewählter Akt, um die individuelle Entwicklung voranzubringen? Die Antwort ist ebenso einfach, wie sie schwer in Worte zu fassen ist. Könnte das Jenseits nicht ein ‚realer‘ Ort sein, den der Mensch erahnt, fühlt, unbewusst wahrnimmt? Eine Art Gefäß, welches wir individuell füllen, indem wir die Wahrnehmungen interpretieren und auf diese Weise unsere Sichtweisen der Realität, einer umfassenderen Realität als jene, die wir mit unseren herkömmlichen fünf Sinnen wahrzunehmen imstande sind, gestalten?


    Diese Frage werde ich im zweiten Teil zu klären versuchen. Zuvor jedoch einige das Kapitel abschließende Bemerkungen über die vielen Gesichter der Besessenheit, der Trancezustände etc., von denen in dieser kurz gehaltenen Abhandlung nur ein Bruchteil der aufgezeichneten Berichte erwähnt werden konnte. Den interessierten Leser kann ich nur auf die von mir aufgelisteten Literaturangaben von weiterführenden Publikationen verweisen.


    Das dieses Gebiet von Scharlatanen jeden Couleurs bewohnt wird, sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Wer sich eingehender mit der Materie befasst, wird sehr schnell lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Grundsätzlich will ich jedoch zum Ausdruck bringen, dass es ebenso viele Varianten im Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode gibt, wie Menschen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen, weil jede Sichtweise Interpretation, subjektive Wahrnehmung des Gegebenen ist; ein Aspekt, der später von größter Bedeutung sein wird.


    Fassen wir nun obige Betrachtungen zusammen, erweitern sie um einige Anmerkungen, ehe ich mich der schwierigen Aufgabe widme, die verschiedenen Phänomene innerhalb eines umfassenden Modells darzustellen.


    Besessenheit ist ein vielschichtiges Phänomen. Dessen Geschichte weit in der Zeit zurückreicht, bis – wenn wir die Funde richtig deuten – zu den Höhlenmalereien vor 30000 Jahren.Die Beantwortung der Frage ‚Was ist Besessenheit?‘ ist eng mit der Frage nach der Unsterblichkeit des Menschen verknüpft. Wurden doch die Besessenen nach den Göttern, in späterer Zeit von den Ahnen heimgesucht. In rituellen Trancezuständen nimmt der Schamane, Wunderheiler etc. den Kontakt zu den Ahnen auf, diagnostiziert und heilt Krankheiten, bittet um Hilfe bei der Jagd und kündet von der Zukunft.


    Während bei den Naturvölkern die Ahnen den Körper besetzen, sind es in der kirchlichen Geschichte die gefallenen Engel, Satan und seine Dämonen. Der Exorzismus (exorkismós, das Hinausbeschwören) wird in den verschiedenen Religionen als das Austreiben aus dem Körper bezeichnet. In der katholischen Kirche wird dazu der Ritus, im neu überarbeiteten Teil des Rituale Romanum ‚De exorcismis et supplicationibus quibusdam‘ von 1999 geregelt, benutzt.


    Dem Einfluss des von dem Schriftsteller Allan Kardec[8] (1804-1869) begründeten Spiritismus wird zugeschrieben, dass der Mediumismus auch in Industriegesellschaften Verbreitung fand. C. G. Jungs Lebensweg als Psychiater und Begründer einer Denkschule[9] wurde von seinen Geistführern Philomen und Salome beeinflusst. In den siebziger Jahren etablierte sich dafür in der US-amerikanischen New-Age-Bewegung der Begriff Channeling, der in den Achtzigern auch im deutschsprachigen Raum bekannt wurde.


    Ein weiteres Feld, welches nicht zur klassischen Sichtweise der Besessenheit gehört, jedoch für unsere Überlegungen von Bedeutung ist, sind mildere Formen der Besessenheit, wenn der Betroffene von Erinnerungen, Phobien, Psychosen heimgesucht wird, deren Ursachen in früheren Leben gründen. Dazu haben wir einige Fälle zitiert, denen Ian Stevenson nachgegangen ist.


    Bei Rückführungen infrühere Leben berichten Betroffene teilweise von überraschenden Übereinstimmungen, auf die wir in dieser Abhandlung allerdings nicht näher eingehen können. Der Leser wird diesbezüglich auf die reichhaltige Literatur verwiesen.


    Jedenfalls bezeugen die vielfältigen Zeugnisse über Besessenheit, Channeling, Erinnerungen an frühere Leben, die Begegnungen mit Geistern, die Aufnahmen von Tonbandstimmen und so weiter, dass das Leben – Sein – mehr umfasst und nur bedingt mit dem Tod endet.


    Des Weiteren habe ich die wichtigsten der zu diesen Phänomenen herangezogenen Erklärungen vorgestellt. Im folgenden Teil, werde ich die von den jeweiligen Institutionen vorgebrachten Erklärungen einer genaueren Untersuchung unterziehen, dazu weitere Beispiele zitieren, die a) die Theorie des Seinsfeldes (Lebensfeld) und b) die Interaktion mit dem Seinsfeld bestätigen.


    Ich bin mir bewusst, dass im ersten Teil der Abhandlung viele Aspekte für den einen oder anderen Leser zu wenig ausführlich dargestellt wurden, bzw. völlig fehlten. Einerseits ist diese Kritik berechtigt, andererseits muss, betrachtet man die Fülle der Fallbeispiele, der dokumentierten geschichtlichen Zeugnisse, so wird jedem verständlich, dass letztlich immer eine Auswahl getroffen werden muss. Betrachten wir nur den Bereich der mediumistischen Durchsagen, dessen Fülle an Berichten inzwischen Bibliotheken füllen und täglich erscheinen, dazu Dutzende weitere Bücher.


    Der selbe Vorwurf ist bezüglich der angeführten Erklärungen möglich. Auch hier lässt sich die Kürze und die rigide Auswahl bemängeln; doch hier gilt die selbe Antwort: Die Zahl der Thesen zur Deutung der Besessenheitsphänomene ist ebenso lang wie die Zahl der Betroffenen selbst. Dieser Umstand trifft ebenso auf die wissenschaftlichen Erklärungen zu, ob aus der Physik, der Psychologie oder der Neurowissenschaft, Bereichen, in denen neue Erkenntnisse täglich zu revidierten Betrachtungen führen. Welche Theorie der Leser letztlich favorisiert, Gott wird er im Gehirn ebenso wenig finden wie den Ahnen.


    Die Philosophie, ihre Betrachtungen zur Wahrnehmung, zur Realität, zum Selbst etc. werden im zweiten Teil ebenso zu Wort kommen wie C.G. Jungs kollektives Unbewusstes, das Selbst in der Mystik sowie Deutungen des Gottesbegriffs im Licht der Neurowissenschaft.





    [1] Jung, Carl Gustav; Jung, Lorenz (2003): Synchronizität, Akausalität und Okkultismus. 6. Aufl. München: Dt. Taschenbuch-Verl.


    [2] Moody, Raymond Avery (2001): Leben nach dem Tod. Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung. Erw. Neuausg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl.


    [3] Mattiesen, E.(1936-1939): Das persönliche Überleben des Todes. Drei Bde., Walter de Gruyter & Co, Berlin 1936 (Bde. I u. II), 1939 (Bd. III). 2. unveränderter Nachdruck 1968, 3. unv. Nachdr. 1987.


    [4] Stevenson, Ian (1989): Wiedergeburt. Kinder erinnern sich an frühere Erdenleben. 1. Aufl. Grafing: Aquamarin Verl


    [5] Sharma – Angehörige der höchsten Kaste in Indien, der Brahmanen


    [6] Wer mehr über Geistheiler erfahren will ist mit folgendem Buch gut beraten: Kingston, Jeremy (1987): Die Geistheiler. Dt. Erstausg., Neuaufl. d. Ullstein-Buches Nr. 3709. Frankfurt Main, Wien u.a.: Ullstein (Ullstein-Buch, Nr.34408).


    [7] Literatur hierzu: Jürgenson, Friedrich (1982): Sprechfunk mit Verstorbenen. Prakt. Kontaktherstellung mit d. Jenseits. 5. Aufl. München, (Goldmann-Taschenbücher Grenzwissenschaften, Esoterik, 11727).


    [8] Kardec, Allan (1987): Das Buch der Medien. Ein Wegweiser für Medien und Anrufer über Art und Einfluss der Geister, die Theorie ihrer verschiedenen Kundgebungen, die Mittel zum Verkehr mit der unsichtbaren Welt und die möglichen Schwierigkeiten, denen man beim Experimentalspiritismus begegnen kann. 1. Aufl., Nachdr. der dt. Orig.-Ausg. Freiburg im Breisgau 1964. Freiburg im Breisgau: Bauer (Esotera-Taschenbücherei).


    [9] Analytische Psychologie (A. P.) oder auch Komplexe Psychologie ist eine psychotherapeutische und psychologische Schule, die von Carl Gustav Jung gegründet wurde.

    Die Analytische Psychologie beschäftigt sich, ähnlich wie die Psychoanalyse, mit den unbewussten Einflüssen auf die Psyche des Menschen. Hierbei geht sie davon aus, dass das Unbewusste einen weit größeren Einfluss auf die bewusste Wahrnehmung hat. Jung und seine Nachfolger haben insbesondere die symbolischen Ausdrucksmöglichkeiten dieses Unbewussten hervorgehoben und versucht, diese psychotherapeutisch zu nutzen.
    In Deutschland wird sie vertreten durch die Deutsche Gesellschaft für Analytische Psychologie (DGAP), international durch die International Association for Analytical Psychology (IAFAP).
    Die A. P. zählt zu den so genannten Einsichtstherapien, die darauf ausgelegt sind, dem Kranken die Einsicht in sein psychisches Leiden zu vermitteln und durch diese Einsicht Veränderungen im Handeln und Erleben zu ermöglichen. Auch wenn der Einsicht dabei eine große Rolle zugeschrieben wird, so kommt doch der im Verlauf der Therapie entstehenden Beziehung sowie deren Analyse eine wichtige Bedeutung zu, um den Prozess der Auseinandersetzung sowohl einzuleiten als auch im Sinne des Patienten voranzutreiben.
    Eine der Grundannahmen der analytischen Psychologie ist, dass psychische Störungen, ähnlich wie in der Psychoanalyse und der Individualpsychologie, durch einen Konflikt zwischen Erfüllung und Abwehr des Triebes wie bei Sigmund Freud sowie der Überkompensation von Minderwertigkeitsgefühlen wie bei Alfred Adler entsteht. Somit setzt auch die A. P. den Beginn einer psychischen Störung hauptsächlich in der Kindheit an. Darüber hinaus kann der Beginn auch in der Mitte des Lebens liegen, wo im Zuge des fortschreitenden Individuationsprozesses neue Lebensziele zu Konflikten führen.
    Die A. P. sieht sich als prospektiv ausgerichtete Therapie, d. h., die Symptome einer psychischen Krankheit sind nicht nur schädliche Warnzeichen, sondern enthalten auch ein Streben auf etwas Positives hin.
    Daraus leiten sich auch die Methoden ab, die zur Heilung einer psychischen Erkrankung führen sollen.


    Quelle Wikipedia.

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